Montag, 4. April 2011

Ja, und?!

Ja und, wie hats dir denn nun gefallen? Liebe, Hass oder Hassliebe? Die Frage aller Fragen, kommt jemand aus Indien zurück… Ich beantworte die Frage einmal etwas plastisch: Sowohl Indien, als auch ich, sind Magnete. Liegen wir frei nahe beieinander, finden wir unseren Weg zueinander und wir kleben aneinander. Nimmt man uns und hält uns aneinander, finden wir noch schneller zueinander, doch werden wir im falschen Winkel gehalten, stoßen wir uns gegenseitig ab und es gibt kaum eine Möglichkeit und zu verbinden. Ich glaube, das ist es – wir sind zwei Magnete, die gern von allein, ohne „äußere“ Einwirkungen zusammenfinden und sich mögen. Dennoch gibt es Dinge, die ein Miteinander einfach unwahrscheinlich machen. Wohl hat es mich auch in gewisser Hinsicht gefangen genommen und ich werde mich kaum lösen können, werde zurückkommen, Altes neu entdecken, Neues finden und und und. Einfach wieder in ein Leben und ein Land zurück finden, welches mich voll und ganz  eingenommen und geprägt hat, welches einen Teil von mir bei sich behält und den anderen Teil in Deutschland verindert leben und wirken lassen wird. 


So ist das wohl.

Bombay.


Wir kennen Bombay Bicycle Club und erlebten Mumbai als Bombay Per Pedes Club. Ja, Bombay, 25 Millionen, Slums, britischer Prunk – verbunden durch funktionierende Ampelsysteme, Fußgängerüberwege und Fußwege, welche wirklich begehbar waren. Genial. 

Ebenso wie Delhi, ist Bombay/Mumbai eine Stadt, welche polarisiert – entweder du magst sie, oder nicht. Auch wenn wir Bombay nur recht kurz kennenlernen durften, hat diese Stadt gepunktet, wohl durch jene Verkehrssituation und den europäischen Touch. Kleine Gassen, Café-Kultur, weniger Gestarre und mehr Aktivität auf den Straßen – ja, man läuft hier wirklich! Leider haben wir jedoch wenig vom Bollywood-Flair mitbekommen, dachte ich doch, ich würde von Filmen, SchauspielerInnen, Werbung und Co. Überhäuft werden. Doch nicht. Anders als erwartet, erschien das Meer jedoch wirklich als Meer und nicht wie erwartet als Sammelsurium verschiedenster Abfälle und wurde von der Skyline ins rechte Licht gerückt – wahrlich großstädtisch.



Auf den ersten Blick gesehen, kann ich also wirklich sagen, dass Bombay gefallen hat, es sich lohnen würde, länger als 24 Stunden auf Achse zu sein und sich treiben lassen sollte – zu Fuß!



Goa Goa.

Die wilden Zeiten sind vorbei und wir waren zu faul, um die allseits bekannten Partys zu finden. Wir lagen am Strand, den ganzen Tag, haben nichts getan außer gelesen und so könnte ich Bücher empfehlen, kann aber wenig über Goa erzählen.  Es ist vielleicht die neue „Malle“-Alternative, ist für mich alles andere als indisch, dennoch schön, zum erholen, aber wer nur Goa kennt, war noch nie in Indien…



Sonntag, 27. März 2011

Holi Shit, ey.

Oh man! Frühlingsfest in Indien: Holi, das Farbenfest, ein Tag, an welchem sich Groß und Klein, Alt und Jung mit Farben bewirft, sich jene ins Gesicht schmiert, sich bombadiert und viel lacht.
Wir durften jenes Fest in Hampi erleben und hatten somit einen internationalen multikulturellen lachenden tanzen und musizierenden Pulk bunter Menschen. Schön wars. Es ist vielleicht ein wenig schwer zu beschreiben, da es für alt eingesessene ordnungsliebende Menschen wohl die Reinkarnation des wilden, nicht zu bändigenden Kindes ist, doch ist es einfach nur pure Freude, verbunden mit indischer Herzlichkeit. Schön wars.
Leider ist es wohl vor allem für Deutschland eine utopische Flusel, so etwas in die Tat umzusetzen: Wer ist verantwortlich hierfür, wer macht das sauber, wer stellt jenes zur Verfügung und welchen Sinn hat dies überhaupt?! Es würde wohl doch gut tuen. Ein wenig Leichtigkeit des Seins im ordnungsliebenden Alltag. Schön wärs.

Schön wars aber.



Hampi.

Heaven on Earth. Ja, es gibt einen Himmel auf Erden - dieser Platz liegt im Süden Indiens, versteckt in der Pampa, ist winzig und von Wasser durchflossen. Sucht man einen Platz, um glücklich zu werden, könnte dieser hier seine Wurzeln austrecken. Zwischen Palmen, Reisfeldern und Bananenplantagen lässt mensch die Gedanken frei, bekommt ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, spürt die vermeintliche Leichtigkeit des Seins und steht, läuft, ist einfach im Hier und Jetzt, nirgens sonst. Vergisst Stress, rasende Technik, schwindelerregend hohe Bauten modernen Wahnsinns, ebenso eben jenen Wahnsinn, atmet ein und atmet aus, ganz ohne Druck, ohne Pflicht, einfach so, zum Sein.


Von Hanuman geschaffen, so die Theorie, entstand doch wohl vielmehr die Definition der Farbe Grün. Leider ist es gar nicht möglich, jenes Grün mit der Kamera einzufangen, dessen Weite und Leuchtkraft jenes Grün verschiedenster Farbpaletten in Farbkästen oder in Bildbearbeitungsprogrammen übertrifft. 

  

Es ist auf jeden Fall ein weiteres Wohlfühlörtchen auf der indischen Landkarte, dessen Hängematten zum Lesen und Verweilen einladen, zum Zeit- und Weltvergessen - eine Art Winter-Oase für das spätere RentnerInnendasein, mit eigener Bananenplantage, Stift und Zettel zum eigenen Schreiben und Zeichen, zum genießen und freiem Ein- und Ausatmen. 

Doch eigentlich, ganz ehrlich, ist es doch der Schauplatz des Dschungelbuchs. Wer dies mag, wird Hampi lieben. Sofort.

Mittwoch, 9. März 2011

Dilli. Mujhko passant hai.


Nun bin ich vor mehr als sieben Monaten in Delhi gelandet – einer Riesenstadt mit Millionen Menschen und zu oft zu wenig Platz. Nun sollte diese auch mich beherbergen – kein Kind von Traurigkeit oder Schüchternheit, doch eher kleinere Städte bevorzugend. Nun denn.

Eine Eingewöhnungsphase blieb mir dank vieler toller Menschen und tollen Arbeitsplatzes fern und diese Stadt wurde zum neuen zu Hause. Im Naherholungs- und Wohngebiet Gulmohar Park wurde viel Kaffee getrunken, dabei das Grün drum herum beäugt, Vögel und Hörnchen beobachtet und vergessen, dass ich in einer der größten Städte überhaupt wohne. Doch was sind schon Größen und Entfernungen… Drei Kilometer liegen in der näheren Nachbarschaft, 25 Kilometer wären einmal durch die halbe innere/mittlere Stadt und Zeit und Entfernung spielen im Grunde keine Rolle mehr. Ich bin, denke ich, entspannter und gelassener geworden, meine Pläne für dies und das bestehen immer noch, doch wurde mehr Platz für Veränderung geschaffen. Wenn nicht heute dann vielleicht morgen oder irgendwann. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Immer indisch, aber alles möglich. Alles.


Man durfte täglich kämpfen, um Kleinigkeiten, Gleichberechtigung, 5 Cent, Verständnis. Hat so viel gewonnen, ein Lächeln, sein Ziel erreicht und so viel mehr. Man wurde härter, vielleicht oftmals auch unfreundlich, selbstbewusster. Man muss zu sich selbst stehen – ich mag mich – und aufhören Vergleiche zu ziehen.

Ich habe Lieblingsplätze gefunden, Orte, die mich immer wieder aufs Neue faszinieren, nicht langweilig werden und jedes Mal von einer neuen Seite gesehen werden. Ich konnte wandeln zwischen Orient, muslimischem Hinterland, modernem Wahnsinn, alltäglichem indischen Chaos, europäischen Oasen, arabischen Gassen, hinduistischen Tempeln und bei allem ein neues Zeitverständnis wahrnehmen, kulturell aufeinander prallen, teils verschmelzen, teils abstoßen und bei allem glücklich sein.

Einfach verindert, glücklich und zufrieden.


Dienstag, 1. März 2011

Dharamsala II.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Es sollte für mich natürlich auch hinaus in die Natur gehen, eine Art Pseudowandertour, und es endlich wieder einmal auskosten, dass man sich wirklich bewegen kann. Pro Tag hatte ich nun meine, immerhin, 10 km-Asphalt-Wanderung die Berge hinauf und kam somit schnell auf ein Pensum, für welches ich in Delhi wohl mindestens eine Woche brauchen würde. Genial, dankbar jeden Schrittes konnte ich strahlen umherwandeln. Mein erster Ausflug führte mich zu einem Wasserfall, welcher zu jener Jahreszeit jedoch eher einem Rinnsal glich, einen längeren Aufenthalt nicht wert war und natürlich von einem plötzlichen Wetterumschwung überschattet wurde – es regnete, hagelte, schneite. Aber hey! Ich hatte Schnee! Yeah! Bald standen mir jedoch zu viele junge Inder mit unter meinem Unterschlupf und so wurde kurzerhand meine liebevoll, bis zum letzten Windhauch genutzter pinker Regenschirm herausgeholt und ich wurde zum bunten Farbkleks im verregneten grau-grün der Berge. Da macht doch alles gleich viel mehr Spaß!


Mein zweiter „erfolgloser“ Ausflug ging hinauf zum Dal-See. Meine Assoziation hierzu waren wie folgt: Genial. Bergsee. See mit Bergen drum herum. Ruhe. Entspannt sitzen und lesen/schreiben. See mit Wasser. Natur. Schön. Nunja, sagen wir es so: Drum herum waren schon Berge, aber näher als diese doch verschiedene Dhabas mit Tee und Essen, in der reinen Natur war er somit auch nicht und ruhig war es auch nicht. Zu allem Überfluss war der See jedoch nicht einmal ein See, sondern eher eine von Steinmauern umsäumte Schlammwanne mit Kühen darin. Auch hier wollte ich mich nicht länger aufhalten, wozu auch, war es ja kein See…

Aber wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Und die Wege waren toll, so ruhig und einsam, fast ganz ohne Menschen.


Der angebliche Dal Lake